Jahr: 1818

Schlußsonnette II (an Jenny)

Mir kann kein Erdenruhm gewähren Der weit durch Land und Menschen dringt Den frohbesieget alle nähren Wenn’s bebend weiter durch sie kling, Was Deine Blicke, wenn sie sich verklären Dein Herz, wenn’s warm die Gluth umschlingt Was nur zwei tiefbewegte Zähren Die mein Gesang dem Aug’ entringt Und gern verhaucht’ ich alle Geister Dahin im […]

Buch der Liebe (1. Teil) | 1818


Menschenstolz (An Jenny)

Als ich diese stolzen Hallen Schaute und der Häuser Riesenlast Und der Menschen stürmisch Wallen Und die unruhvolle Fieberhast Fühlte ich der Pulse Schlagen, Und der Seele stolze Riesengluth Sollen dich die Wellen tragen hin in Leben und in Meeresfluth? Soll ich staunen vor den Massen, Die zum Himmel keck sich aufgethürmt? Soll mich dieses […]

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Schlußsonnette I (An Jenny)

So nimm sie hin, die Lieder alle Die Liebe Dir zu Füssen legt, Wo frei in vollem Lyraschalle Der Seele Gluth sich hinbewegt 0! wenn von ihrem Widerhalle Dein Busen sehnend aufgeregt Dein Puls in rasch’rem Lauf und Falle An’s hehre Herz gewaltig schlägt Dann tönt’s zu mir aus jenen Weiten, Wo leicht Dich trägt […]

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Die Nacht (an Jenny)

Die Nacht ist gewebt aus Melodien, Die sehnend herüber, hinüberziehn, Dann falln sie vom Himmel nieder, Umhüllen des Alles Glieder, Ich gestalte mit sinnender Hand Aus ihrem Gewebe ein Flügelgewand, Flieg’ so in die seeligen Weiten, Die den Schleier um Jennyen breiten, Da horch’ ich von Sehnsucht und Lust erfüllt, Wie das Wortl aus dem […]

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Die zwei Himmel (An Jenny)

Auf der Reise nach Berlin im Wagen Die Berge ziehen, Die Wälder fliehen Weg von dem sehnenden Blick, Sie lassen keine Spur zurück Und kaum ist ihre Pracht entglommen, Und himmelwärts ragt kaum ihr Bau Da hat ein Gott sie weggenommen In bunter Wechselschau Vergebens suchen wir ihr Bild zu halten Uns ziehen fort die […]

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Die Zerrißne (Ballade)

Sie steht im Prachtgewande Von Purpurkleid geziert In zartem Atlasbande Das sich im Busen verliert Und spielend in den Locken Ein Rosenkranz ihr ruht, Die einen gleich Schneesflocken, Die andern, wie Feuer und Blut Doch nimmer der Rose Flammen In ihrem Antlitz spielt, Sie sinket gebeugt zusammen, Wie ein Wild, das der Pfeil erzielt Sie […]

Balladen | 1818


Trennungsabend VI (an Jenny)

Und nichtig war nicht mein Sinnen Das nach ihm aufgestrebt Das Höchste wollt’ ich gewinnen Es schaun, wie es glüht und lebt Ich sucht’s im Land der Ideen, In fernen Phantasien, In warmer Lüfte Wehen, In gold’ner Sterne Ziehn. Doch nimmer konnten sie stillen Der Seele heiß Begehr, Wo warme Pulse nicht quillen, Da herrscht […]

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Trennungsabend V (an Jenny)

Es schlugen Zwölf die Glocken, Da hielt ich Dich bebend warm Und wühlt’ in den braunen Locken Und preßt’ Dich in meinen Arm. An jener heil’gen Stelle, Da tanzte Geisterschaar, Sie glühte sonnenhelle, So düster die Nacht auch war. Du wandtest zu mir die Augen, Die Liebe großgenährt, Ich durfte da Wollust saugen, Ich sah […]

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Trennungsabend IV (an Jenny)

Ich gab Dir schwellende Blüthen, Wie neid’ ich ihr süsses Loos, Daß sie am Busen erglüthen, So seelig lebegroß. Sie dürfen wiederstrahlen Der Göttin vollen Schein, Und in ihren Farben mahlen Sich Seele und Auge Dein. Sie dürfen bei Dir sterben, Dir Zauberbalsam wehn, 0! dürft’ ich so seelig verderben, In Deinen Armen vergehn! Doch […]

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Trennungsabend III (an Jenny)

Ich preß’ die Locke am Morgen Sobald ich aufgewacht, Ich halt’ sie am Herzen verborgen, In dämmernder Sehnsuchtsnacht. Da ruft sie mir schöne Träume, Aus tiefer Seele empor, Trägt mich in ferne Räume, Die ein Gott Dir zum Sitz’ erkor. Und sind die Lieder verklungen, Hat der Busen ausgehallt, Dann halt’ ich sie liebesumschlungen, Und […]

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