Es tanzt eine Frau im Mondenschein

Es tanzt ’ne Frau im Mondesschein,
Die glänzt gar weit in die Nacht hinein,
Ihr Kleid, das wallt, ihr Aug‘, das blizt,
Wie wenn Demant an Felsen sitzt.

„Blau Meer, komm‘ hergegangen,
Laß dich holdsüß umfangen,
Kränz‘ mir das Haupt mit Weiden,
Mußt schön grünblau mich kleiden!“

„Ich bring‘ zart Gold und roth Gestein,
Drin springt und tanzt das Herzblut mein,
Ein Trauter trug’s an warmer Brust,
Hat in die Fluth hinweg gemußt.“

„Will Melodien dir singen,
Muß Wind und Woge springen,
Hochauf will Tanz ich schlagen,
Muß Wind und Woge klagen!“

Faßt‘ einen Weidbaum mit der Hand,
Schlang drum grünblau ein Liebesband,
Begann ihn seltsam anzusehn,
Hieß ihn behutsam seitwärts gehn.

„Nun leih mir deine Schwingen,
Tief Meer hinabzuklingen,
Hast Mutter nicht empfunden,
Wie Sohn gar schön umwunden?“

So trieb sie’s nächtig hin und her,
Schmückt jede Weid‘ am grünen Meer,
Schwingt dann sich stolz hinab, hinauf,
Hat nie vollbracht den Zauberlauf.