An Jenny

Kaum kann meine Leier tönen,
Denn zu heftig wogt das Blut,
Götter konnt‘ ich jezt verhöhnen,
Trinken aus Vernichtungsfluth.

Dürfen sie nicht Himmel fassen,
In sich ziehn der Sterne Glanz,
In des Aethers Wellen prassen,
Lauschen süssem Sphärentanz?

Höhnend werf‘ ich ihre Gaben,
Ihnen in das Angesicht,
Ihren Staub will ich nicht haben,
Und das Höchste leihn sie nicht.

Gönnen mag ich ihre Räume,
Und das nebelvolle All,
Und die Nacht und ihre Träume,
Und den Tag in Gluthenschwall.

Dich nur will ich mir erringen,
Dich nur, süsse Jenny, Dich,
Mag dann Zephyrsang erklingen,
Oder Donner fürchterlich.

Doch sie schleud’ren Ungeheuer
Zwischen mich und meine Lust;
Jenny! Dich erkauf‘ ich theuer,
Mit dem Leben meiner Brust.

Denn ich werde niedersinken,
Von der eignen Kraft verheert,
Tod aus meiner Liebe trinken,
Und dem Wunsch, den ich genährt.

Sieh! er kam in Engelsschöne,
Daß ich ihn am Busen zog,
doch jezt heult sein wild Gestöhne
Selber, daß er mich belog.

Nimmer schau ich dich im Prangen,
Nie an Deiner Brust vergehn!
Und mein Leben wird Verlangen,
Hier im rauhen Nord verwehn.

Und ich kann die Gluth nicht zügeln,
Und die warmen Geister fliehn,
Schweben fort auf Wolkesflügeln,
Jenny, in Dein Herz zu ziehn.

Sind nicht weit des Alles Massen,
Hüllen sie nicht Welten ein?
Aller Lieben, aller Hassen,
Alle Nacht und Sonnenschein?

Diese Räume, diese Grotten,
Sind sie solcher Zwergessitz?
Oder ist’s der Götter Spotten,
Ihrer Seele neid’scher Blitz,

Daß sie nicht das Streben fassen,
Einer armen, bangen Brust?
Götter, die in Gluthen prassen,
Neiden sie der Liebe Lust?

Ha! einst träumt‘ ich zu erfüllen,
Länder mit des Herzens Sang,
Mich in Ruhmesglanz zu hüllen,
Zu erstürmen Geisterrang!

Doch zerfall’n die Luftgestalten,
Und zertrümmert Liebeswahn!
Blut’ge Nebelbilder halten
Meiner Seele Glanz umpfahn!

Und es steigt aus ihrem Grunde,
Bebend bleicher Trugbeginn,
Eine rasche, heisse Stunde,
Und das Schicksal reißt mich hin.

Mag der Tod zum Nichts mich schleifen,
Schrecklich! find ich selbst das Land,
Schrecklich! muß ich selbst mich reifen,
Selbst mir schleud´ren Fackelbrand.