Lied an die Sterne

Buch der Lieder (2. Teil) | | 1836 |

Es tanzen eure Reigen
In Schimmer und in Strahl
Und eure Bilder steigen
Und schwellen ohne Zahl

Hier bricht die schönste Seele,
Hier springt das vollste Herz,
Und gleich ‘nem Goldjuwele
Umfaßt es Todtesschmerz.

Es hebt zu euch die Augen,
Mit dunkler Allgewalt,
Und will da Hoffnung saugen
Und Ewigkeitsgehalt.

Doch ach! ihr glüht nur immer,
In ruh’gem Aetherschein,
Und Götter werfen nimmer,
Die Gluth in euch hinein.

Ihr seid nur Truggebilde,
Von Strahlen flammt’s Gesicht,
Doch Herzensgluth und Milde,
Und Seele habt ihr nicht.

Und euer Schein ist Höhnen
Für That und Schmerz und Drang;
An euch zerschellt das Sehnen,
Und Busens Flammensang.

Wir müssen Leid ergrauen,
Verzweiflend untergehn,
Und dann zum Hohne schauen,
Daß Erd’ und Himmel stehn

Daß, wenn wir auch zersplittern,
‘ne Welt in uns ertrinkt,
Kein Baumstamm muß zersplittern,
Kein Stern herunter sinkt

Sonst lägt ihr all begraben
Im tiefen blauen Meer
Würd’t keine Strahlen haben,
Und längst kein Feuer mehr

Dann sprächt ihr stumm die Wahrheit,
Und lügt nicht todte Pracht,
Und prangtet nicht in Klarheit,
Und ringsum wär’ es Nacht.