Männlein im Sonnenschein
Blumenkönig (Phantastische Ballade)

Blumenkönig (Phantastische Ballade)

An den Vater | | 1836 |

„Männlein im Sonnenschein
Willst Blumen, Blumenkönig sein?
Hast gar einen hohen Muth,
Färb’ uns mit rosrothem Blut!”

„Blümchen hell und Blümchen bleich
Habt getrunken mein Blut, habt getrunken
Nun gebt, nun gebt mir mein Königreich
Laßt in den Kelch, in den Kelch mich tunken!”

„Männlein, dein Blut war gar schön,
Laß uns tief Herzlein jezt sehn,
Willst Blumen, Blumenkönig sein,
Muß glänzen dein Herz im Sonnenschein

„Herz mein, Herz mein pocht mir gar sehr,
Strahlt fein durch die Augen, die beiden
Herz mein geb’ ich euch nimmermehr,
Kann sonst den Blick ja nicht weiden!”

„Männlein, wir springen hier
All’ in den Busen dir
Laß glänzen Dein Herz im Sonnenschein
Sollst unser Blumenkönig seinl”

Männlein zuckt und Männlein denkt,
Hat die Brust sich rosroth zerrissen:
„Da habt ihr, da habt ihr mein Herz geschenkt,
Nun laßt mich Kron’ und Scepter nicht missen!”

„Männlein im Sonnenschein,
Kannst nicht der Blumenkönig sein,
Blut, rosroth Blut kannst nicht sprühn,
Herzlein, tief Herzlein muß uns jetzt glühn.”

Männlein riß sich die Augen aus,
Fing an, mit den Händen zu schaben,
Baut’ sich tiefstill ein Todtenhaus,
Da liegt er, da liegt er begraben.