An Jenny

Buch der Lieder | | 1836 |

Es tönt, wie Glockenklang
Wie ferne Himmelslieder
Wie tiefer Geisterdrang
Vorn Thurme sanft hernieder

Ein Phönix ist erstanden
Aus Gluth stieg er empor,
Und glänzt durch alle Landen,
In sich ein Geisterchor.

Es reichen seine Schwingen
Zum Himmel kühn hinan,
Bis sie zusammenklingen
Mit Aetherwolkenbahn.

Und hehr in froher Feier,
Von Himmelsgluth genährt,
Ertönet jede Leier,
Sprüht jeder Blick verklärt.

Du, Jenny, denkst wohl bange
An jene süsse Zeit,
Wo bei der Glöcklein Klange
Geschenke Dich erfreut,

Wo’s Dich so seltsam faßte,
Wenn in dem hellsten Licht,
Gleich einem Himmelsgaste,
Der Christbaum schwellend bricht.

Hat nicht aus Busens Fülle,
Wo Schlummer süß ihn band
In weicher Dichtungshülle,
In zartem Traumesland,

Ein Phönix sich getauchet,
Ein milder Genius,
Der rings von Flammen rauchet,
Und klingt wie Liebesgruß?

Dein Aug’ hat ihn genähret,
Dein Busen zog ihn groß,
Bis er, wie Gold verkläret
Mir bebend sich erschloß!

Ich stand vom Blitz getroffen,
So seltsam tief gebannt,
Von Lieben und von Hoffen
War meine Brust entbrannt,

Als wenn ich einst gebettet
In tiefen Zauberschlaf,
Und erst vom Bann gerettet,
Als mich Dein Gluthblick traf!

So nimm’, mein süsses Leben,
Der Lieder Reihenkranz;
0! daß in’s Herz sie schweben,
Zu glühn in seinem Glanz