Sängerliebe (An Jenny)

Ewig muß der Sänger lieben,
Ewig glühend, ewig fest,
Bis die Fluth ihn weggetrieben,
Bis der Odem ihn verläßt

Was er einmal festumschlungen,
In des Herzens tiefem Ort,
Was die Seele ihm durchdrungen,
Ewig brennt’s im Geiste fort.

Und er sucht’s in allen Räumen,
Prägt’s in allen Formen aus,
Sucht’s in tiefen Ahnungsträumen,
Sucht’s im hohen Aetherhaus.

Er nur kann es rein erhalten,
In des Himmels zartem Schmuck,
denn des Busens Gottgewalten
Wahren ihn vor Erdendruck.

Peitscht ein Dämon ihn durch’s Leben,
Ohne Frieden, ohne Rast,
Wird das Glück ihm nie gegeben,
Weil ihn Sehnen stets erfaßt

Dafür darf er ewig glühen,
Bleibt ihm Jugend und Gefühl,
Und die Funken nie versprühen
In der Erde Dranggewühl.

Einen grossen Tausch hat er gewaget,
Weil’s ein Gott ihm anbefahl,
Aller Lebenslust entsaget
Für des Schönen Wonnequal.

Denn das Schöne ist ein Sehnen,
Ist ein schwankend zarter Schein,
Muß auf Geister fest sich lehnen,
Schwebet in den luft’gen Reihn.

Und es steiget nur hernieder,
Wo ein Gott im Busen ruht,
Wärmet seine zarten Glieder
An des Herzens tiefer Gluth

Diese mag es nur zu halten,
Hält es stark und liebewarm,.
Wo noch and’re Geister walten,
Flieht es aus dem Erdenarm.

Darum herrscht in den Gefilden
Ew’ges Sehnen, ew’ger Schmerz,
Ringen ist des Dichters Bilden,
Seine Kunst ein grosses Herz.

Nur die Liebe bannt die Worte
An der Seele warmen Hauch,
Zieht den Geist aus hohem Orte
In des Bildes Schwall und Rauch.

Wenn die Göttin niedersinket,
Wenn es ausgeflammt das Licht,
Harmonie im Nichts ertrinket
Und die schöne Form zerbricht.

Darum halten warm die Musen,
Bis die Geister ausgehaucht,
In des Dichters vollem Busen,
Was ein Gott in ihn getaucht.

Darum halt ich Gluthumfangen
Jenny, Dich im Aetherschein,
Bleibt auch Sehnen mein Verlangen,
Wirst Du nie mein eigen sein.

Darum denk‘ an Deinen Sänger,
Wenn ein andrer dich umschlingt,
Wenn Dein Busen bang und bänger
Voll an seinen Busen dringt.

Wie er wild umhergetrieben,
hoffnungslos durch Ewigkeit,
Dich nur, Jenny, mag zu lieben,
Dir nur seine Lieder weiht.

Wie er in sich selbst verschlossen
Selber ringend sich verzehrt,
Wie das Glück, das er genossen
Nur die tiefe Pein vermehrt.

Seh‘ ich einst in hoher Feier,
Einem Gatten Dich vermählt,
Dann tönt einmal noch die Leier
Gluthgesang, der Dir erwählt.

Hat das Lied Dein Aug‘ erhellet,
Dann erlieg ich meinem Schmerz,
Und die Leier ist zerschellet
Und geknickt des Sängers Herz.