Buch der Liebe (1. Teil)

-Das bleiche Mädchen (Ballade)

Das Mägdlein sizt da so bleich, So still und verschlossen Die Seele, engelweich Ist trüb und verdrossen. Da lacht kein Strahl hinein, Da treiben die Wogen Da spielen Liebe und Pein, Die sich wechselnd betrogen Sie war so fromm, so mild, Dem Himmel ergeben, Der Unschuld seeliges Bild, Das Grazien weben. Da kam ein Ritter […]

Balladen | 1818


-Der Wilden Brautgesang (Ballade)

Sie tritt aus Schilf und Röhren Im lockig schwarzen Haar: „Mir soll nicht mehr gehören, Was stets mein eigen war.” „Ich lauschte hier den Wellen Dem hohen Wasserfall, Und schlürpft’ aus seinen Quellen Und bebt’ vor seinem Schall.” „Hier floh auf Fels und Stegen Vor mir das Reh, so schlank, Bis es dem Pfeil erlegen, […]

Balladen | | 1818


-Des Sängers letztes Lied (Ballade)

Es steht der greise Sänger Um Mitternacht allein Die Brust pocht bang’ und bänger Strömt in das All hinein Von seiner Schulter schwebet Herab ein Schleifenband, An ihr ‘ne Leier bebet, Gefaßt in Diamant Die ist allein ihm eigen, Die ist sein liebstes Gut, Die Locken längst erbleichen, Das Auge schießt noch Gluth. Die Lüfte […]

Buch der Liebe (1. Teil) | 1818


-Die Nacht (an Jenny)

Die Nacht ist gewebt aus Melodien, Die sehnend herüber, hinüberziehn, Dann falln sie vom Himmel nieder, Umhüllen des Alles Glieder, Ich gestalte mit sinnender Hand Aus ihrem Gewebe ein Flügelgewand, Flieg’ so in die seeligen Weiten, Die den Schleier um Jennyen breiten, Da horch’ ich von Sehnsucht und Lust erfüllt, Wie das Wortl aus dem […]

Buch der Liebe (1. Teil) | | 1818


-Die Zerrissene

Und Jahre zogen herüber, Die Wangen fielen ein, sie wurde still und trüber, Sank mehr in sich hinein Vergebens sucht sie zu kämpfen, Zu stillen den tiefen Schmerz, die Riesengewalten zu dämpfen, Es springt das volle Herz Sie lag einst wieder versunken Im Bette ohne Rast, Schien schon im Nichts ertrunken, Vom Schlage tief erfaßt. […]

Balladen | | 1836


-Die Zerrißne (Ballade)

Sie steht im Prachtgewande Von Purpurkleid geziert In zartem Atlasbande Das sich im Busen verliert Und spielend in den Locken Ein Rosenkranz ihr ruht, Die einen gleich Schneesflocken, Die andern, wie Feuer und Blut Doch nimmer der Rose Flammen In ihrem Antlitz spielt, Sie sinket gebeugt zusammen, Wie ein Wild, das der Pfeil erzielt Sie […]

Balladen | 1818


-Die zwei Himmel (An Jenny)

Auf der Reise nach Berlin im Wagen Die Berge ziehen, Die Wälder fliehen Weg von dem sehnenden Blick, Sie lassen keine Spur zurück Und kaum ist ihre Pracht entglommen, Und himmelwärts ragt kaum ihr Bau Da hat ein Gott sie weggenommen In bunter Wechselschau Vergebens suchen wir ihr Bild zu halten Uns ziehen fort die […]

Buch der Liebe (1. Teil) | 1818


-Freudig wogten rings die Reihen

Freudig wogten rings die Reihen, Leben schien mit Lust vermählt Und dem Glücke sich zu weihen, Hielt sich jeder auserwählt. Höher blitzt das Roth der Wangen Rascher flicht des Herzens Lauf Und ein seliges Verlangen Trägt zu Himmeln kühn hinauf Bruderkuß und Herzenseinung Schliesset alle in den Kreis Nicht mehr trennen Stand und Meinung, Liebe […]

An den Vater | Balladen | 1818


-Menschenstolz (An Jenny)

Als ich diese stolzen Hallen Schaute und der Häuser Riesenlast Und der Menschen stürmisch Wallen Und die unruhvolle Fieberhast Fühlte ich der Pulse Schlagen, Und der Seele stolze Riesengluth Sollen dich die Wellen tragen hin in Leben und in Meeresfluth? Soll ich staunen vor den Massen, Die zum Himmel keck sich aufgethürmt? Soll mich dieses […]

Buch der Liebe (1. Teil) | | 1818


-Sängerliebe (An Jenny)

Ewig muß der Sänger lieben, Ewig glühend, ewig fest, Bis die Fluth ihn weggetrieben, Bis der Odem ihn verläßt Was er einmal festumschlungen, In des Herzens tiefem Ort, Was die Seele ihm durchdrungen, Ewig brennt’s im Geiste fort. Und er sucht’s in allen Räumen, Prägt’s in allen Formen aus, Sucht’s in tiefen Ahnungsträumen, Sucht’s im […]

Buch der Liebe (1. Teil) | | 1818