Da oben steht ein Schloß,
Da oben in dem Thal,
Uralter Zeit Genoß,
Erglänzt’s im Sonnenstrahl.
Es blickt so still verlassen,
Herab vom hohen Sitz,
Kann nicht den Wechsel fassen,
Und nicht Vernichtungsblitz.
Und in ihm wohnt ein Greis,
In langem Silberhaar
Der lebt in ew’gem Gleis,
So still und wunderbar.
Und vor ihm liegen Rollen
Von morschem Pergament;
Die Donner mögen grollen,
Und brausen ’s Element;!
Er hebet nicht den Blick,
Vertieft in Träumerein,
Da suchet er sein Glück,
Sein bessres Thun und Sein.
Die Pergamente flammen
Von Wärme und von Licht,
Doch ach! woher sie stammen,
Der Greis enträthselt’s nicht.
Und brütet schon so lang,
Folgt auch der kleinsten Spur,
In heissem Wissensdrang,
Beseelt von Gottnatur.
Im Buche steht geschrieben
Wie es sich selbst erschuf
Wie es hervorgetrieben
Aus kühnem Schafferruf
Im Buch, da ist enthüllet,
Der Erd‘- und Himmelsraum,
Was Hohes Geister füllet
Und jeder schönste Traum.
Da ist im Licht erschlossen,
Was jedes Herz verlangt,
Mit Leben übergossen,
’ne jede Zeile prangt.
Doch gold’ne Fesseln schlingen
Sich um das Blätterhaus,
Nur süsse Töne klingen
Gar wunderlich heraus.
Der Greis, er ist gebannt,
Wie durch ’nen Talisman,
Sein Auge Gluthentbrannt,
Die Brust erfaßt vom Wahn.!
Er will die Lust ergründen,
Und aus der Fesseln Klaun,
Die Tiefe stolz sich künden
Das Höchste seelig schaun.
Doch kaum hat er’s zersprengt
Mit kühner Allgewalt,
Die Ketten weggedrängt,
Entfernt den Wiederhalt
Da fällt es dumpf und prallend,
Und höhnend wieder zu,
Wie Dämonslacheln schallend,
Schließt’s wieder sich im Nu
So treibt er manches Jahr,
Das bange Trugbemühn,
Und trotzet der Gefahr,
Voll Leben und voll Glühn.!
So sizt er harrend, sehnend,
Unheimlich und allein,
Auf dürren Arm sich lehnend,
In hehrem Zauberschein.
Und leise Zähren rolln
Auf’s bleiche Angesicht;
Doch seines Busens Wolln,
Es wird dem Armen nicht.