Glöckner´s Turmlied

Es wanket, es bebet,
Der Thurm, der Thurm,
In Gewitter und Sturm
Der Staub, er hebet,
Sich prasselnd empor
Und umhüllt mit Schauer
Die Kuppel und Mauer
In dunkelem Flor.

Ha! Häuser erzittern,
Die Seele graut,
Das Auge schaut,
Und weint vor den Splittern,
Die losgeprallt,
Nach Freiheit ringen
Und dumpf erklingen,
Daß es weithin hallt.

Lang war gebunden
Die Riesenmacht
In gold’ner Pracht
von Aether umwunden
Da brach sie entzwei
Die prangenden Ketten,
Erwacht aus den Betten,
Und waltet frei.

Was sie faßt und ereilet,
Wo ihr Fuß hinwankt,
Was sie schlängelnd umrankt,
Das wird getheilet,
Entsetzlich zerknickt,
Bis Vernichtung und Trümmer,
Und Asche und Schimmer
Das Auge nur blickt.

Und doch ist entstiegen
Das Ungethümm
Im Ungestümm
In Riesensiegen,
Aus Liebesverein,
Den geschlossen die Mächte,
Die Töchter der Nächte
Im Blitzesschein.

Es sprühte zusammen
Ihr Seelenlicht,
Ihr Geistergewicht
In seinen Flammen,
Da leuchtet er kühn,
Und hellet Alle,
Dann stürzt er im Falle,
Im höchsten Bemühn.

Und vernichtet sinkend,
Verhauchend den Geist,
Der sich stürmisch entreißt,
Versprudelnd, ertrinkend,
Die eigene Kraft,
Und rings, was im Prangen,
Im Schönheitsverlangen,
Ein Gott erschafft

So blizt in der Liebe
Der Geister Chor
Vereint empor,
Erd Himmelstriebe,
Doch kaum erfaßt
Sich die ganze Seele
In einem Juwele,
Dann stürzt sie und haßt.