Seelenmusik (An Jenny)

Buch der Lieder | | | 1836 |

Manchmal hör’s ich in der Seele klingen
Wie in Zauberwort und Spiel,
Möcht’ die heissen Töne gern umschlingen
Und ich bat sie oft und viel:

„Wollt ihr Holden nicht bei mir verweilen
Hört ihr nicht in meine Brust?
Warum denn so stürmisch von mir eilen,
Gönnt mir doch die süsse Lust!”

„Seht! aus euch will ich mir auferbauen
Meinen Thron aus Melodien,
Ilnd die schönsten Bilder sollt ihr schauen,
(Ind mil mir rum Aelher

Meinen Busen sollt ihr innehalten,
Und ergetzen stets mein Ohr,
Meine Seelengluth soll nie erkalten,
Die ich euch zum Sitz erkor.”

„Schauen wir dann weiter, gold’ne Sterne,
Ziehen in uns ihren Strahl,
Schweben in entlegne Himmelsferne,
In das heimathliche Thal!”

Und sie sprechen zu mir neckend leise:
„Glaube nicht, du rauher Mann,
Daß uns fesselt deiner Lieder Weise,
Daß uns hält dein Zauberbann!”

„Nun, so weilt bei Jennys süssem Namen!”
Und sie blieben folgend stehn:
Jezt erkennst du, wie wir zu dir kamen
Wie wir schwebend von dir gehn.”

„Wenn die Lippen nur den Namen nennen,
Kommen wir von selbst geflohn,
Denn sie hauchen und ihr nicht entbrennen,
Wär’ dem Sängerherzen Hohn.