Trennungsabend IV (an Jenny)

Ich gab Dir schwellende Blüthen,
Wie neid‘ ich ihr süsses Loos,
Daß sie am Busen erglüthen,
So seelig lebegroß.

Sie dürfen wiederstrahlen
Der Göttin vollen Schein,
Und in ihren Farben mahlen
Sich Seele und Auge Dein.

Sie dürfen bei Dir sterben,
Dir Zauberbalsam wehn,
0! dürft‘ ich so seelig verderben,
In Deinen Armen vergehn!

Doch ach! vielleicht schon zerrissen
Dein Blick sie nicht mehr erreicht,
Und wie sie Hege missen,
Mein Bild aus der Seele weicht.

Es war nur aufgegangen
In nichtigem Selbstbetrug,
Und nicht mehr fühlst Du Verlangen
Und Deine Liebe war Trug.

Du hattest mir nur empfunden
Vom Augenblicke berauscht
Bist nicht für ewig gebunden
Hast mich um Höh’res getauscht

Du wolltest nicht vernichten
Des Jünglings stolzen Wahn,
Zu mild, um ihn zu richten,
Trug Dich selber die Gluth hinan

Und wie er fortgezogen,
Der Dir so heiß empfand,
Da stürzte sein Bild in die Wogen,
Gebrochen war das Band.