Buch der Liebe (1. Teil)

-Schlußsonnette I (An Jenny)

So nimm sie hin, die Lieder alle Die Liebe Dir zu Füssen legt, Wo frei in vollem Lyraschalle Der Seele Gluth sich hinbewegt 0! wenn von ihrem Widerhalle Dein Busen sehnend aufgeregt Dein Puls in rasch’rem Lauf und Falle An’s hehre Herz gewaltig schlägt Dann tönt’s zu mir aus jenen Weiten, Wo leicht Dich trägt […]

Buch der Liebe (1. Teil) | 1818


-Schlußsonnette II (an Jenny)

Mir kann kein Erdenruhm gewähren Der weit durch Land und Menschen dringt Den frohbesieget alle nähren Wenn’s bebend weiter durch sie kling, Was Deine Blicke, wenn sie sich verklären Dein Herz, wenn’s warm die Gluth umschlingt Was nur zwei tiefbewegte Zähren Die mein Gesang dem Aug’ entringt Und gern verhaucht’ ich alle Geister Dahin im […]

Buch der Liebe (1. Teil) | 1818


-Schlußsonnette III (an Jenny)

Ach! diese Blätter dürfen fliegen, Sie dürfen Dir sich bebend nahn, Und meine Geister unterliegen, Vor Trennungsschmerz und Wahn. Und meine Phantasien wiegen Vergebens sich auf kühner Bahn, Ich darf das Höchste nicht ersiegen, Bald ist das Schmerzlichste gethan. Und wenn ich aus der Ferne kehre, Verlangend zu dem theuren Sitz, Umfaßt ein Gatte Dich, […]

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-Schlußsonnette IV (an Jenny)

Verzeih’, wenn kühn Dir zu bekennen Die Seelengluth Dir zu gestehn, Des Sängers Lippen heiß entbrennen Die Flammenleiden weiterwehn. Kann ich mich von mir selber trennen, Und trostlos stumm in mir vergehn? Soll ich mich höhnend Sänger nennen, Nicht lieben Dich, die ich gesehn! So hoch ist zwar der Seele Wähnen, Du stehst so herrlich […]

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-Trennungsabend I (an Jenny)

Sie schritten vor uns munter In schnelleförderndem Lauf, Die Welten gingen uns unter, Und tauchten sich schöner auf. Wir wollten nimmer eilen Vom freien Himmelsort, Erst Seele und Athem theilen, Dann rissen wir bebend uns fort. Der Sternenhimmel lachte, Doch sahen wir ihn nicht, Denn schöner in uns erwachte Ein ewiges Gluthenlicht. Die Häuser und […]

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-Trennungsabend II (an Jenny)

Die anderen konnten sich freuen, Nichts als sich freuen nur, Wir konnten nur erneuen Der Seele Liebesschwur. Du gabst mir heimlich leise Dein schön braunlockigtes Haar, Geflochten in Ringesweise So künstlich und wunderbar. Darunter steht geschrieben, In Flammenwindung gebannt, Dein Namen, er tönt wie Lieben, Tönt süß wie aus besserem Land. Nur Engel dürfen ihn […]

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-Trennungsabend III (an Jenny)

Ich preß’ die Locke am Morgen Sobald ich aufgewacht, Ich halt’ sie am Herzen verborgen, In dämmernder Sehnsuchtsnacht. Da ruft sie mir schöne Träume, Aus tiefer Seele empor, Trägt mich in ferne Räume, Die ein Gott Dir zum Sitz’ erkor. Und sind die Lieder verklungen, Hat der Busen ausgehallt, Dann halt’ ich sie liebesumschlungen, Und […]

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-Trennungsabend IV (an Jenny)

Ich gab Dir schwellende Blüthen, Wie neid’ ich ihr süsses Loos, Daß sie am Busen erglüthen, So seelig lebegroß. Sie dürfen wiederstrahlen Der Göttin vollen Schein, Und in ihren Farben mahlen Sich Seele und Auge Dein. Sie dürfen bei Dir sterben, Dir Zauberbalsam wehn, 0! dürft’ ich so seelig verderben, In Deinen Armen vergehn! Doch […]

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-Trennungsabend V (an Jenny)

Es schlugen Zwölf die Glocken, Da hielt ich Dich bebend warm Und wühlt’ in den braunen Locken Und preßt’ Dich in meinen Arm. An jener heil’gen Stelle, Da tanzte Geisterschaar, Sie glühte sonnenhelle, So düster die Nacht auch war. Du wandtest zu mir die Augen, Die Liebe großgenährt, Ich durfte da Wollust saugen, Ich sah […]

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-Trennungsabend VI (an Jenny)

Und nichtig war nicht mein Sinnen Das nach ihm aufgestrebt Das Höchste wollt’ ich gewinnen Es schaun, wie es glüht und lebt Ich sucht’s im Land der Ideen, In fernen Phantasien, In warmer Lüfte Wehen, In gold’ner Sterne Ziehn. Doch nimmer konnten sie stillen Der Seele heiß Begehr, Wo warme Pulse nicht quillen, Da herrscht […]

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