Jahr: 1836

Wunsch

Du sprichst mit vielen Lauten Und Worte strömen hin Die selber sich verzehren Die rasch von dannen fliehn O! samm’le sie und schreibe Auf wenig Pergament, Und schick’ sie mir hinüber Der sehnend danach brennt Ich will an’s Herz sie drücken, Sie halten liebewarm, Mein Zimmer damit schmücken das sonst so todt, so arm. Sie […]

Buch der Lieder (2. Teil) | | 1836


Schöpferähnlich strömten Flammen
Dichtung - Widmung an den Vater

Schöpferähnlich strömten Flammen mir aus Deiner Brust, Hochweit schlugen sie zusammen, Und ich nährt’ sie in der Brust. Strahlend stand Dein Bild, wie Aeolsklingen, Deckt die Gluthen sanft mit Liebesschwingen. Rauschen hört’ ich’s, sah es blinken, Ferne Himmel zogen hin, Tauchten auf, hinabzusinken, Sanken, höher aufzufliehn. Als der inn’re Kampf sich nun geschlichtet, Blickt’ ich […]

An den Vater | 1836


Vorwurf

Durch meiner Lieder Reihen Schwebst Du harmonisch hin Nicht brauch’ ich sie zu weihen, Von der sie zu mir ziehn. Wie Sehnen und wie Bangen Treibt’s mich in Bild und Wort Zu tragen mein Verlangen An fernen Himmelsort Und Du, die mir bereitet, Das rastlos süsse Wehn, Die’s tief in’s Herz geleitet, Willst Trost mir […]

Buch der Lieder (2. Teil) | | 1836


Sturm

Es braust der Sturm da draussen, In dumpfem Nebeldampf Und Abgeschied’ne hausen, Zu stilln den Seelenkampf. Sie dürfen sich ergiessen, In’s weite, weite All, In Ströme prasselnd fliessen, Vergehn in Sturmes Schall. Mir blizt noch durch die Wangen Ein jugendliches Blut, Und möcht’ mich dennoch hangen An Sturmeskampf und Fluth. Denn die mir Lieben und […]

Buch der Lieder (2. Teil) | 1836


Ferne zog auf lichten Wellen
Schöpfung - Widmung .an den Vater

Ferne zog auf lichten Wellen Unerschaff’ner Schöpfergeist, Welten wogen, Leben quellen, Ewigkeit sein Auge kreist. Seiner Blicke Allbeseelend Walten Brennt sich magisch fester in Gestalten. Räume beben, Zeiten wallen, Betend um sein Antlitz hin, Fluthen branden, Sphären schallen, Und die gold’nen Sterne ziehn. Segnend winkt sein “aterhaupt Gewährung, Liebend zieht sich um das All Verklärung. […]

An den Vater | 1836


Die Mutter (Ballade)

Sie hält den zarten Knaben Wohl in dem Arme fest, als wollt’ allein sie haben, Den sie am Busen preßt Sie blickt so still und wonnig Das Antlitz hold verklärt Das Auge glüht so sonnig, Von Liebe großgenährt Sie ist so ganz versunken, In seinem süssen Bild, Sie lacht, so zärtlich trunken, Sie scherzt, so […]

Buch der Lieder (2. Teil) | 1836


Der Knabe und das Mägdlein (Ballade)

Ein Knabe und ein Mägdlein, Die hielten sich im Arm Die preßten sich so bebend So ungestümm und warm. Der Knabe sprach: „ich ziehe In fernes, fernes Land, Und lasse diese Rosen Als meiner Liebe Pfand!” Das Mägdlein steckt verschämet, An’s warme Herz sie hold Das Auge war bethränet, Und funkelte, wie Gold Dann zogen […]

Buch der Lieder (2. Teil) | 1836


An Jenny

Es tönt, wie Glockenklang Wie ferne Himmelslieder Wie tiefer Geisterdrang Vorn Thurme sanft hernieder Ein Phönix ist erstanden Aus Gluth stieg er empor, Und glänzt durch alle Landen, In sich ein Geisterchor. Es reichen seine Schwingen Zum Himmel kühn hinan, Bis sie zusammenklingen Mit Aetherwolkenbahn. Und hehr in froher Feier, Von Himmelsgluth genährt, Ertönet jede […]

Buch der Lieder | 1836


Todschmerz

Stürzten nur die Wogen In Riesenfall und Bogen, Mit Allgewalt, Ohn’ Wiederhalt, Sich meinem Wunsch entgegen Drängten sich auf mich hin Ich würde mich nicht wegen, In kühnem Wagbeginn Alles würd’ ich wagen, Mit Wind und Welle mich schlagen, Und es siegte der Muth, Die Riesengluth Sie müßten ertrinken, Die sich entgegengethürmt, Sie müßten im […]

Buch der Lieder (2. Teil) | 1836


Des Sängers Christabend. Romanze.

Es sitzt an Ufers Wellen, Die spielend glühn und schwellen Ein Sänger stumm versenkt Er scheinet tief zu sinnen Er blicket weit von hinnen, Und fern sein Busen denkt. „Wie ihr, ihr raschen Wogen, Im Drange fortgezogen, In wechselvoller Fluth, So mußten süsse Zeiten Im Strome weitergleiten, So schwand die Jugendgluth.” „Für mich seid ihr […]

Buch der Lieder | 1836